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Neues aus dem Kunstmuseum

Das Kunstmuseum Thurgau erhält vom Lotteriefonds jährlich einen namhaften Betrag, mit dem es die Sammlung vervollständigen kann – immer auch mit dem Ziel, die Kunstschaffenden mit Bezug zum Kanton zu fördern und ihr Schaffen zu würdigen. Die Ausstellung «Neue Kollektion – Kunst hier und jetzt» zeigt bis 18. April 2022 die Ankäufe der vergangenen Jahre. Mit dabei: zwei Arbeiten von Isabelle Krieg. Wir haben uns mit der Wahl-Thurgauerin unterhalten.


Isabelle Krieg in ihrer Wohnung in Kreuzlingen

Besucht man Isabelle Krieg in ihrer Kreuzlinger Wohnung, fühlt man sich sofort wohl. Mit Partner und Kindern hat sie sich in einer ehemaligen Buchdruckerei eingemietet. Warme Farben, gemütliche Möbel mit Geschichte und überall etwas, das man betrachten möchte – Augenfutter, das den Blick gefangen hält. Eigentlich wollten wir uns im Atelier der Künstlerin treffen, doch ist sie gerade in ein neues umgezogen und noch ist das meiste nicht eingeräumt. Bei einer Tasse Kaffee erzählt sie von ihren Anfängen.

«Zu Beginn war mir mein Weg noch nicht klar. Ich habe es mit Zirkus und Theater versucht, war sogar an der Accademia Teatro Dimitri im Tessin. Aber schon bald wurde mir bewusst, dass es weniger mein Ding war, selber auf der Bühne zu stehen. Ich wollte meine Werke ins Rampenlicht stellen, nicht meine Person.» Der jungen Frau wurde klar, dass sie die Richtung Kunst oder Gestaltung einschlagen wollte. Nach dem Vorkurs studierte sie erst Textildesign, besuchte daraufhin zwei Jahre lang den Gestalterischen Grundkurs an der Hochschule für Design und Kunst in Luzern. Obschon sie im Anschluss an renommierten Kunstschulen aufgenommen worden wäre, entschied sie sich gegen eine akademische Laufbahn und wurde freischaffende Künstlerin.

«Gleich zu Beginn wurde mir von meinem Heimatkanton Freiburg ein halbjähriges Atelierstipendium in Berlin zugesprochen. Ich blieb dann vier Jahre dort.» Es folgten ein Stipendium in Rom, ein paar Jahre in Zürich, dann wieder Berlin, wo sie ihren heutigen Partner kennenlernte, mit dem sie nach Dresden zog und eine Familie gründete. Seit 2019 lebt sie nun am Bodensee, ihr Partner forscht an der Uni Konstanz.

«Mit den Jahren habe ich mir dank vieler Gruppen- und Einzelausstellungen schon langsam einen Namen gemacht. Als sich dann die Ankaufskommission bei mir meldete, um Werke anzukaufen, freute mich das unheimlich. Ich war mitten in den Vorbereitungen meiner Ausstellung für die Kunsthalle Arbon, für die Kommission improvisierte ich in einer Hauruck-Übung eine weitere kleine Ausstellung in meinem Atelier. Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Museum deine Werke in die Sammlung aufnehmen will.» Neben der Ausstellung präsentierte die Künstlerin weitere Arbeiten in einem Dossier. Die Kommission entschied sich daraufhin, zwei Werke anzukaufen:


Mondfladenphasen, 2016 (Foto: David Aebi)
«Ich habe ein aufgeschnittenes Fladenbrot mit Tintenfischtinte bestrichen und die beiden Schnittflächen auf Papier gedruckt, dann jeweils ein paar Bissen davon gegessen und wieder gedruckt. So entstanden Abdrucke, die an Mondphasen erinnern. Durch das Essen verschwindet das Objekt. Wie in vielen meiner Arbeiten spielt also auch hier die Vergänglichkeit eine wichtige Rolle. So auch im zweiten Werk, welches für das Kunstmuseum angekauft wurde …»


Schwarzer Rattenreigen, 2020 (Foto: Kaspar Ruoff)
«Hier habe ich sämtliche Knochen einer toten Ratte in der Ordnung aufgehängt, in der sie im Skelett vorkommen. Wie kleine Musiknoten schweben die schwarz lackierten Rattenknöchelchen durch den Raum. Langsam drehen sie ihre Kreise, eine bewegliche Partitur für einen lautlosen Totentanz.»

Es freut die Künstlerin, dass sie mit dem Ankauf sozusagen als «Thurgauerin adoptiert» wurde. Für Markus Landert, Direktor des Kunstmuseums, sind diese Ankäufe nicht vorwiegend als Förderung anzusehen. «Wir kaufen etwas, weil es gut ist. Die Werke oder KünstlerInnen müssen einen Bezug zum Thurgau haben, klar. Aber die Qualität ist entscheidend. Daher wird auch nicht um Preise gefeilscht. Isabelle Krieg liess es sich aber nicht nehmen, ein weiteres Werk gratis draufzulegen. Was uns natürlich sehr gefreut hat.»

Ausser den Werken von Isabelle Krieg sind an der Ausstellung «Neue Kollektion – Kunst hier und jetzt» Arbeiten von rund zwei Dutzend KünstlerInnen zu sehen, die einen spannenden Einblick in die aktuelle Thurgauer Kunst bieten. Mehr über die Ausstellung lesen Sie hier.