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Vom Bären auf die Sau gekommen

Mehr als 40 Jahre lang stand das Präparat eines Bären im Eingangsbereich des Naturmuseums Thurgau. 2010 wurde der Blickfang im Zuge des Umbaus und der damit einhergehenden Umgestaltung des Eingangsbereiches durch ein Wollschwein ersetzt. Generationen von Museumsbesucherinnen und -besuchern erinnern sich an den Bären mit Namen Benz, den man streicheln und auf dem Kleinkinder sogar Platz nehmen durften.


40 Jahre lang stand «Benz» im Foyer des Naturmuseums Thurgau.

Noch heute fragen ab und an BesucherInnen, wo der Bär hingekommen sei. Kaum ein Frauenfelder, eine Frauenfelderin, der oder die «Benz» nicht irgendwann zu Gesicht bekommen hatte, meist in der Schule, bei einem Museumsbesuch. Oft machten auch Familien mit ihren Kindern beim Einkaufen einen kurzen Abstecher ins Museum, nur um «Benz» zu besuchen. Auch heute gibt es immer wieder mal ein Kind, das «seinem Lieblingstier» einen Besuch abstattet.

Zu gross und nicht von hier
Warum also musste der Bär weichen? Zum einen war «Benz» mit seinen 239 Kilogramm Lebendgewicht viel zu gross geworden für das umgestaltete Foyer, in dem nach dem Umbau zusätzlich ein Museums-Shop Platz finden musste. Ausserdem ist das Tier kein einheimisches Exemplar, sondern ein Kamtschatka-Mugar-Bärmischling. Diese Arten kommen im fernen Osten Europas und in Nordasien vor. «Benz» passte also nicht wirklich in die Sammlung – einheimische Braunbären werden lediglich ca. 100 kg schwer.

Und doch stammt dieser Bär nicht aus dem fernen Sibirien, sondern aus dem Berner Bärengraben, wo er auch seinen Namen erhielt und im November 1967 starb. Ein paar Monate später kaufte das Naturmuseum Thurgau das Präparat für den Preis von 3’240 Franken an. Heute steht «Benz» im Depot des Museums in Felben-Wellhausen. Obschon er auch dort viel Platz einnimmt, denkt das Museum nicht daran, ihn zu entsorgen. Schliesslich verkörpert er ein wichtiges Stück Museumsgeschichte.


Ideales Bindeglied zwischen Naturmuseum und Museum für Archäologie.

Wollschwein als Bindeglied der beiden Museen
Seit dem Umbau des Museums 2010 ist ein Wollschwein der neue Blickfang im Foyer. Das Tier passt viel besser in den Kontext nicht nur des Naturmuseums Thurgau, sondern auch des Museums für Archäologie Thurgau, das sich seit 1996 am selben Standort befindet – Wollschweine sind eine alte und heute bedrohte Nutztierrasse und wurden schon vor langer Zeit von unseren Vorfahren gehalten. Auch das im Foyer stehende Exemplar war ein Nutztier. Und so war es der Museumsleitung wichtig, das Fleisch des Tieres möglichst vollständig zu verwerten. Am Eröffnungsfest nach dem Umbau gab es daher Würste, Speck und Schinken zu essen. Was übrig blieb, wurde an die Mitarbeitenden oder als Dankeschön an externe Partner verteilt.

Streicheln darf man das Wollschwein nicht und auch das Draufsitzen ist nicht erlaubt. Der Bär litt stark darunter und musste immer wieder aufgefrischt werden. Stattdessen gibt es in der Ausstellung Streichelfelle und weitere Exponate, die man berühren darf. Das Wollschwein dient nicht nur als Besammlungsort für Schulklassen, sondern ist auch ein idealer Ausgangspunkt für Führungen, da ausgehend davon viele Wissensinhalte transportiert werden können. Einen Namen hat die «Wullesau» nicht – interessanterweise fragt auch nie ein Kind danach.