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Fundstücke und Fragezeichen

Ab und an trifft das Historische Museum Thurgau auf Objekte, von denen man zunächst nicht weiss, was man da genau vor sich hat. Manchmal dauert es Jahre, bis die Funktion oder Bedeutung eines Objektes entdeckt wird. Das betrifft alle Sammlungen gleichermassen. Auch im Schaudepot St. Katharinental gibt es eine ganze Reihe solcher Beispiele.


Nur eines der Exponate, dessen Funktion zunächst nicht klar war

Eine Unmenge von Zeitzeugen über das ländliche Kulturleben sind im Schaudepot versammelt. In der atmosphärischen Präsentation werden auf rund 2'000 m2 mehr als 12'000 Originalgegenstände gezeigt. Schon in den 80er-Jahren wurde der Grundstein der Sammlung gelegt, 1997 ein erster Teil des schweizweit einmaligen Schaudepots eröffnet.

Zurzeit wird der ganze Bestand fotografisch erfasst. Inzwischen sind bereits drei Viertel der Sammlung digital aufbereitet. Dabei trifft man immer wieder auf Objekte, deren Funktion zunächst im Dunkeln liegt.

Fass ohne Boden
Seit 1997 befindet sich ein Objekt in der Sammlung, von dem 20 Jahre nicht klar war, wozu der Behälter benutzt wurde. Das schwere Holzgefäss ist nicht mobil, hat Löcher und ein Türchen im Boden. 

Zunächst ging man davon aus, es sei ein Bottich, in dem Fische, vor allem solche, die am Grund leben, gewässert und somit gereinigt werden. Am Ende entlässt man die Fische aus dem Türchen in einen anderen Behälter. Wie man jetzt weiss, handelt es sich aber um einen Stosszuber, in dem man Trauben mit den Füssen presste. Durch die Löcher floss der Traubensaft ab. Um am Ende den Bottich bequem von den Traubenresten zu reinigen, gab es das Türchen.


 

Stoff-Donut?
Man kennt die Bilder heute vor allem aus fernen Ländern: Schwere Lasten werden auf dem Kopf getragen. Auch im ländlichen Thurgau von einst hielten das die Menschen so. Um Schweres angenehmer transportieren zu können, schob man ein kleines Kissen unter die Last (zumeist grosse Kessel, beispielsweise zum Wasserholen).

Der Verwendungszweck landwirtschaftlicher Gerätschaften ist nicht immer klar. Dies liegt darin begründet, dass Bäuerinnen und Bauern aus den verschiedenen Regionen stark an ihren Eigenheiten und Traditionen festhielten. Daher blieben auch die Gerätschaften lange unverändert und entwickelten sich unabhängig von anderen Landesteilen. Später ging das Wissen um ihre Funktionsweise über die Generationen oft vergessen. Auch gibt es für die Schweiz keine wissenschaftliche Gesamtschau zum Thema, sondern lediglich zahlreiche Einzelpublikationen.

Handwerker hingegen gingen auf die Walz, was dazu führte, dass sich in jenem Sektor Geräte, die sich bewährten, auch international verbreiteten. Dieser Erfahrungstransfer fand in der Landwirtschaft viel weniger statt.

Haben auch Sie etwas zu Hause, das aus einer Zeit vor dem 20. Jahrhundert stammt und von dem Sie nicht recht wissen, wozu es einst diente? Dann besuchen Sie den Bestimmungstag, welcher jeweils Ende Oktober durch die kantonalen Museen Thurgau organisiert wird. Oder Sie nehmen an einer Führung oder Veranstaltung im Schaudepot St. Katharinental teil. Gut möglich, dass Sie dort ein ähnliches Stück antreffen, denn in der Sammlung des Schaudepots finden sich noch viele weitere, auf den ersten Blick oft rätselhafte Exponate. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall – hier finden Sie alle öffentlichen Veranstaltungen.