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Bevölkerung forscht

Wenn Bürger:innen mithelfen, Forschungsergebnisse zu erarbeiten, nennt man das Neudeutsch «Citizen Science». In der Biologie schätzt man diese Mitarbeit schon seit langer Zeit. Der Vogelwarte Sempach beispielsweise liefern Hobbyornitholog:innen schon seit bald 100 Jahren Daten und Bilder. Auch das Naturmuseum Thurgau setzt auf die Mitarbeit der Einwohner:innen – aktuell zum Thema «Haselnuss-Liebhaber».

Mit dem neuen Projekt bittet das Naturmuseum in Zusammenarbeit mit Pro Natura, dem WWF, der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft und dem Thurgauer Vogelschutz alle Thurgauer:innen, Begegnungen mit oder Spuren von Eichhörnchen, Siebenschläfern oder Haselmäusen zu dokumentieren und ihre Beobachtungen direkt auf der Website thurgau.wildenachbarn.ch einzutragen oder per E-Mail an thurgauNULL@wildenachbarn.ch zu melden. Alle Sichtungen werden von Expert:innen verifiziert und ausgewertet. 

Citizen Science – was bringt das?
Gerade in der Biologie ist die Methode eine wertvolle Quelle, um eine breite Datenbasis zu erhalten. Mit möglichst vielen Sichtungen kann man ein genaueres Bild der Lebensgewohnheiten und Verbreitungsgebiete von Tieren zeichnen. Suchen Expert:innen gezielt nach Populationen, tun sie das häufig in erster Linie dort, wo sie die Tiere am ehesten vermuten. Mit Blick auf eine möglichst effiziente Arbeitsweise macht dies zwar Sinn. Nur erzielt man so naturgemäss seltener überraschende, unerwartete Ergebnisse. Insbesondere Sichtungen im Siedlungsraum stammen häufig von Laien.

Ein gutes Beispiel für ein grosses Projekt, das unter Mithilfe der Bevölkerung miterstellt wurde, ist der 2021 erschienene «Atlas der Säugetiere Schweiz und Liechtenstein». 2016 mit einem Aufruf an die Einwohner:innen gestartet, wurden in den folgenden Jahren allein im Kanton Thurgau mehr als 1200 Beobachtungen zu Säugetierarten, die in der Schweiz heimisch sind, von Laien dokumentiert. Eine wichtige Rolle fiel dabei den Naturmuseen zu. Sie bildeten die Verankerung zur lokalen Bevölkerung und steuerten viele Kontakte zu regionalen Hobbyforscher:innen bei.

Wilde Nachbarn schweizweit
Nach dem Ende des Buchprojekts stellte sich die Frage, was aus dieser überwältigenden Bürger:innenbeteiligung noch entstehen könnte. Erst in Zürich, dann national entstand so die Plattform «wilde Nachbarn», die heute in verschiedenen Regionen ihre Ableger hat. Gleichzeitig wurde das Zielgebiet erweitert. Statt ausschliesslich Säugetiere, sind nun auch Vögel und Insekten Ziel der Anstrengungen.

Beim letztjährigen Projekt zum Thema Wildbienen konnten nicht weniger als 30 Gattungen und Arten der Insekten auf dem Kantonsgebiet verifiziert werden. Vor dieser Aktion hatten die Biolog:innen nur eine ungenaue Vorstellung, wie viele und vor allem welche Wildbienen im Thurgau leben.

Erst Tiere, dann Nüsse
Im Herbst geht das Projekt «Haselnuss-Liebhaber» in eine zweite Phase. Dann freuen sich die Forscher:innen auf Haselnussfunde mit Nagespuren – wie stets versehen mit einer möglichst genauen Beschreibung von Fundort und -zeit. Die Funde kann man übrigens auch in den folgenden Museen abgeben: Naturmuseum Thurgau in Frauenfeld, Seemuseum Kreuzlingen, Historisches Museum Arbon. Die Forscher:innen freuen sich über jeden Fund und jede Meldung.

Alle Infos finden Sie auf: thurgau.wildenachbarn.ch