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Historische Kostbarkeiten und Silberfischchen

In den Thurgauer Museen lagern viele wertvolle, oft unwiederbringliche Stücke. Neben einem möglichst optimalen Raumklima investieren die Museen daher auch in die Schädlingsbekämpfung, denn Motten und Silberfischchen können arge Schäden anrichten. Wir haben dem Schädlingsbekämpfer Christian Brander bei der Arbeit über die Schulter geschaut.


Schädlingsbekämpfungs-Experte Christian Brander

Wir treffen den Fachmann für unerwünschte Insekten im Depot des Historischen Museums Thurgau. Hier werden unzählige Sammlungsstücke gelagert: Möbel aus den verschiedensten Epochen, Haushaltsgegenstände, Spielzeug, antike Fahnen, Uniformen und modische Kleider aus längst vergangenen Epochen, ja selbst Lebensmittel. Es gibt unzählige Dinge zu entdecken, welche aufzeigen, wie sich das Leben im Kanton über die Jahrhunderte weiterentwickelt hat. Das alles ist nicht nur ein Paradies für Geschichtsinteressierte, sondern potenziell auch für alle Arten von Schädlingen: Stoffe, Holz, Leder – ein Festschmaus.

Aus diesem Grund hat das Museum im Depot ein Schädlings-Monitoring etabliert. Circa alle drei Monate werden die ausgelegten Fallen kontrolliert und bei Schädlingsbefall entsprechende Massnahmen eingeleitet.

Der Schädlingsbekämpfer Christian Brander öffnet eine der Fallen aus Karton. Sie sind mit einer klebrigen Schicht versehen, auf der die Insekten kleben bleiben. Die Überreste von vier Insekten sind zu erkennen. «Das sind Silberfischchen. Die heissen so wegen ihrer leicht silbernen Farbe. Für das Depot haben wir einen Schwellwert von sieben pro Falle festgelegt. Vier sind also nicht so dramatisch.» Bei einem der Insekten ist nur noch der (festgeklebte) Kopf vorhanden. «Silberfische sind Kannibalen. Sie fressen tote Artgenossen auf. Das hat für uns Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite ist es so oft schwierig, das genaue Ausmass des Befalls zu ermessen. Auf der anderen Seite hilft uns bei der Bekämpfung, dass die Insekten ihre toten (vergifteten) Artgenossen auffressen und so selbst vergiftet werden.» 

Die Gifte, die eingesetzt werden, sind für Menschen völlig ungefährlich. Die Substanz, welche Herr Brander in kleinen Tröpfchen im Abstand von drei Metern den Wänden entlang auf normalem Malerklebeband anbringt, könnte ein Mensch ohne Probleme schlucken. Das Gel bleibt ungefähr ein halbes Jahr lang aktiv. Die Population der Silberfische sollte sich in dieser Zeit deutlich reduzieren.


Im Depot lagern unzählige Kostbarkeiten.

Schädlinge haben einen klar umrissenen Menüplan. Kleidermotten lieben Haare. Die Fischchen (Silber-, Kamm- und Papierfischchen) haben es auf Pilzsporen abgesehen, die sich überall als unsichtbarer (und harmloser) Schimmelrasen auf Oberflächen ablagern. Daneben gibt es zum Beispiel auch noch Speckkäfer, die es auf Häute, also auch auf Leder, abgesehen haben. «Diese Eigenschaft wird auch zum Präparieren von Tierskeletten genutzt – die Käfer putzen sozusagen die Knochen. In einem naturhistorischen Museum war es daher auch mal vorgekommen, dass der Schädlingsbefall hausgemacht war», schmunzelt Herr Brander.

 

 

 

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