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Im Boden am besten aufgehoben

All die kostbaren Stücke, welche im Museum für Archäologie zu bestaunen sind, wurden einst im Thurgau gefunden. Heutzutage versucht das Amt für Archäologie nach Möglichkeit, historische Artefakte im Boden zu belassen. Warum das so ist, wie man archäologische Fundstätten entdeckt und wann man die Zeitzeugen dennoch bergen muss, können Sie in diesem Artikel erfahren.

Es ist ein oft gehörtes Vorurteil, dass Archäologen Bauvorhaben behindern und grosse Verzögerungen verursachen. Aufgrund der intensiven Abklärungen, welche das Amt für Archäologie trifft, sind viele sogenannte «Verdachtsflächen» bekannt und so können frühzeitig Vereinbarungen über Rettungsgrabungen getroffen werden, ehe der erste Bagger auffährt. Wenn auf einer archäologisch potenziell interessanten Fläche eine Baubewilligung erteilt wird, tritt sofort das Amt für Archäologie mit dem Bauherrn in Kontakt, um eine möglichst einfache, unkomplizierte Abwicklung zu ermöglichen. Meist ist die Grabung lange beendet, ehe die Bauarbeiten beginnen. Selbst wenn der äusserst seltene Fall eintrifft, dass während der Bauarbeiten überraschend Funde auftreten, kann meist eine Lösung gefunden werden, welche den Baufortschritt kaum oder gar nicht behindert. Seit Jahrzehnten kam es im Thurgau aufgrund von archäologischen Grabungen kein einziges Mal zu einem Baustopp.

Grabungen nur im Notfall
Und wie eingangs erwähnt: Grabungen werden nur ins Auge gefasst, wenn das Kulturgut, das im Boden liegt, gefährdet ist. Eine Grabung ist ein ernster Eingriff: Fundsituationen werden unwiederbringlich zerstört – zugunsten einer sorgfältigen archäologischen Dokumentation. Auch ist ein archäologisches Artefakt im Boden meist am besten aufgehoben und konserviert. Ausser bei Bauarbeiten ist Erosionsgefahr die häufigste Ursache einer Rettungsgrabung.

Fundstätten erkennen
Das Amt für Archäologie greift auf verschiedene Möglichkeiten zurück, um potenzielle Fundstätten zu lokalisieren. Auf Luftaufnahmen kann man beispielsweise durch das Pflanzenwachstum eine veränderte Zusammensetzung des Bodens erahnen. So ist der Boden über darin verborgenen Mauern trockener. Dadurch wächst etwa Getreide weniger hoch und wird auch früher reif. Umgekehrt gedeiht das Getreide auf ehemaligen Gräben oder Gruben besser.

Eine äusserst potente Erkennungsmethode für potenzielle archäologische Fundstätten ist «Lidar» (Light detection and ranging). Lidar-Systeme senden Laserimpulse aus. Aufgrund der Lichtreaktionszeit wird sehr genau die Distanz eruiert und so eine präzise Karte des Untergrunds erstellt. Man erkennt kleinste Verwerfungen, die Rückschlüsse auf vergangene Nutzungen ermöglichen. Beispielsweise können so noch heute mittelalterliche Feldparzellen erkannt werden. Die «Lidar»-Karten des Thurgaus sind auf https://map.geo.tg.ch für alle Interessierten einsehbar.


Grabungen werden nicht nur an Land vorgenommen.

Potenzielle Fundstellen werden mit Drohnenflügen genauer abgeklärt, oft auch zu Fuss mit Metalldetektoren. Manchmal werden auch kleine Sondierungsbohrungen vorgenommen. Zudem kann man Georadaruntersuchungen durchführen und erhält so eine Art Röntgenbild des Untergrunds, auf dem man beispielsweise Mauern genau lokalisieren kann.

Übrigens werden Grabungen nicht nur an Land vorgenommen. Dank Fächerecholotmessungen konnten rund 170 Hügel im Flachwasser des Bodensees entdeckt werden, die potenziell von Menschenhand geschaffen wurden. Seit 2018 werden diese von Tauchern erforscht – es gibt noch immer viel zu entdecken im Thurgau!
 

 

 

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