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Arenenberg wird Arenenberg

Erklärtes Ziel von Napoleonmuseum, Denkmalpflege und Hochbauamt ist es, Schloss und Park Arenenberg so nahe wie möglich an den Zustand zurückzuführen, in dem es der Kanton Thurgau 1906 von Kaiserin Eugénie geschenkt bekommen hat. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sukzessive, Jahr für Jahr, Restaurationen vorgenommen. Aber auch der reine Erhalt der Bauten benötigt viel Aufmerksamkeit.

Mehr als 30 Jahre dauert der Prozess der Restaurierungen nunmehr an. Da die Geldmittel beschränkt sind, erfolgt dieser Stück für Stück – jährlich werden ein bis zwei Projekte umgesetzt. Im Jahr 2022 versetzte man beispielsweise den Gartenpavillon zurück an seinen originalen Standort. Bei den Grabungsarbeiten fand man nicht nur die ursprüngliche Bodenplatte, sondern auch ein paar Holzsplitter, dank derer man die Originalbemalung des Gartenpavillons rekonstruieren konnte. Der Pavillon selbst ist ein Replikat aus den 1950er-Jahren, die Bemalung war allerdings stark vereinfacht. Am neuen alten Standort ergeben sich stark unterschiedliche Sichtachsen, zum Beispiel auf das Konstanzer Münster. Um diese kenntlich zu machen, wurde der Park in diesen Bereichen so weit wie möglich ausgelichtet.

Im Jahr 2022 liess die für die Wiederherstellung des Parks verantwortliche Stiftung Napoleon III den Gartenpavillon zurück an seinen originalen Standort versetzen. Zahlreiche Spenden an die Stiftung machten dies erst möglich.

Eine Kapelle und ein Musikzimmer
Ein weiteres Projekt, das momentan in Arbeit ist: die Aussensanierung der Kapelle. Zunächst musste bedauerlicherweise der grosse Baum, der vor der Kapelle stand, gefällt werden. Denn dessen Wurzelwerk schob die Kapelle immer weiter raus in den Hang. Anschliessend wurde der Betonputz entfernt und durch Kalkputz, wie er früher verwendet wurde, ersetzt. Statt schmutzig-weiss, wie man sie seit Jahrzehnten kannte, grüsst die Kapelle bald wieder im selben Ocker-Sand-Ton wie das Schloss selbst. Die aufgemalten Linien, welche die Quaderung von Steinblöcken simulieren, unterteilen dann verschieden dunkle Flächen – genau wie in napoleonischen Zeiten ist die Kapelle sozusagen kariert. Auch  die wiedergefundenen Fragmente der ursprünglichen Eingangstüre mit ihrer Bleiverglasung werden wieder eingefügt. 

In ein paar Jahren soll die Kapelle dann auch innen wieder originalgetreu hergerichtet werden. Das Napoleonmuseum konnte eine Stereo-Fotoaufnahme aus den 1860er-Jahren erstehen, auf der der Innenraum der Kapelle abgelichtet ist. So wissen wir genau, wie dieser zu Kaisers Zeiten aussah und dass die Kapelle nicht nur ein Sakralraum, sondern auch ein Gartenzimmer war, in dem Königin Hortense musizierte, Tagebuch schrieb oder malte. Anstelle des heutigen Gitters trennte eine dünne Wand mit einer Tapetentüre den Altar von diesem Zimmer ab. Solche Doppelnutzungen waren in der damaligen Zeit üblich.

Zu viel Gewicht und jede Menge Asbest
Auch die Mansarden des Hauptschlosses werden rekonstruiert. Zwischenzeitlich als Bibliothek genutzt, war das Gewicht von 25'000 Bänden viel zu schwer für die Struktur und drohte das ganze Gebäude zum Einsturz zu bringen. Die Bücher wurden schleunigst entfernt und neue Träger zur Stabilisierung eingezogen. 

Als man an die Sanierung ging, mussten zunächst die Asbestverkleidungen entsorgt werden. Darunter kamen Tapetenreste zum Vorschein. Aufgrund dieser konnte man im «Tapetenarchiv», welches das Museum besitzt, die originalen Tapetenmuster bestimmen, welche dann neu und extra für den Arenenberg gedruckt wurden. Zwei der sechs Räume im Mansardengeschoss wurden so bereits restauriert – die restlichen sollen folgen.

Ein letztes Beispiel für ein aktuelles Projekt ist der Portikus (Säulenhalle) des Schlosses. So, wie er heute dort steht, stammt er vom Ende der 1930er- oder vom Anfang der 1940er-Jahre. Warum der ursprüngliche, viel filigranere, luftigere Portikus abgebaut wurde, weiss niemand so genau. Die Säulen aus Gusseisen sind bereits gegossen: Mit etwas Glück wird zum Saisonauftakt der Portikus wieder in seiner alten Eleganz zu sehen sein.

Das grösste und ambitionierteste Projekt liegt noch einige Jahre in der Zukunft: Der erste Stock des sogenannten «Prinzenflügels», wo die Privaträume von Louis Napoléon und später von dessen Sohn untergebracht waren, soll restauriert und in den Originalzustand zurückversetzt werden. Und dann wären da noch das Gästehaus, das Untere Haus und viele Details, die bei den laufenden Forschungen immer wieder ans Tageslicht kommen – es gibt noch vieles zu tun auf dem Arenenberg.