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Mehr Thurgauerinnen in die Wikipedia!

Auf Wikipedia, der grössten Online-Enzyklopädie der Welt, sind Frauen stark untervertreten. Nicht nur in den Artikeln – von den 800'000 biografischen Artikeln deutscher Sprache behandeln nur circa 17 Prozent Menschen weiblichen Geschlechts – sondern auch beim Verfassen der Texte. Das gilt auch für den Thurgau. Am 6. November 2022 wurde ein kleiner Schritt unternommen, um daran etwas zu ändern.

Als 2021 dem 50-jährigen Bestehen des Frauenstimmrechts gedacht wurde, stiess das viele Projekte an, die den Beitrag der Frauen an der Entwicklung des Thurgaus zum Thema hatten. In diesem Zusammenhang entstand auch die Idee eines «Edit-a-thon», an dem Wikipedia-Einträge zu wichtigen weiblichen Personen des Kantons erfasst werden sollten. Mit einem «Edit-a-thon» bezeichnet man eine Art Schreibmarathon, bei welchem sich Menschen Zeit nehmen, um kollaborativ und ehrenamtlich Wikipedia-Einträge zu schreiben. 

Die Idee dazu kam von der Kantonsbibliothek Thurgau, die ihn gemeinsam mit dem Historischen Museum Thurgau organisierte. Knapp 20 Personen waren anwesend, um an den Einträgen mitzuarbeiten – von Mitte 20 bis Mitte 80 war jedes Lebensalter vertreten (auch zwei Männer waren übrigens unter den Teilnehmenden). Mithilfe der Historikerin Nathalie Kolb wurde Material zu den Biografien von 17 Thurgauer Frauen zusammengestellt, mit dem die Teilnehmenden arbeiten konnten. Das Schreibkollektiv «Who writes his_tory?» machte eine Einführung zu Wikipedia, zeigte auf, was bei Einträgen zu beachten ist, und half, diese aufzuschalten. Beim Schreiben für Wikipedia geht es nicht um wissenschaftliche Arbeit, es werden allgemein zugängliche Quellen benutzt und zu einem einfach verständlichen Artikel verdichtet. Obschon fürs reine Schreiben nur etwa zwei Stunden Zeit verblieben, wurden direkt nach Abschluss der Veranstaltung sechs Beiträge veröffentlicht. Die Teilnehmer*innen des Edit-a-thon bleiben dran und so sind weitere sechs Beiträge in Arbeit.

Unter den so entstandenen Artikeln findet sich beispielsweise der über Hanna Brack, die trotz «lebhafter» Opposition des Schulvorstehers 1903 erste Sekundarschullehrerin im Thurgau wurde, oder über Charlotte Kluge-Fülscher, einer grossartigen Malerin, die in der Ausstellung «Thurgauer Köpfe – Frauen erobern die Kunst» des Kunstmuseums Thurgau wiederentdeckt werden konnte.

Sofort nach der Veröffentlichung hat die Wikipedia-Community auf die Artikel reagiert, Kommentare wurden geschrieben, Ergänzungen angebracht. Ein Wikipedia-Artikel ist etwas, das man pflegen muss. Mit dem Schreiben ist es nicht erledigt, es gilt ihn immer auf dem neuesten Stand zu halten, beispielsweise das Literaturverzeichnis zu aktualisieren.


Hanna Brack, Charlotte Kluge-Fülscher, Marie Elise Bachmann (von links nach rechts)

Sind Sie dabei?
Auch Sie können an der Wiederentdeckung grosser Thurgauerinnen mitarbeiten. Auf der Projektseite zum Edit-a-thon «Thurgauer Frauen für Wikipedia» finden Sie weiterführende Links und viel Material, mit dem Einträge zu anderen spannenden Thurgauer Frauen erstellt werden können. In Arbeit sind beispielsweise bereits Artikel zu Olga Mötteli, welche in Frauenfeld erste weibliche Leiterin eines Naturmuseums in der Schweiz war. Oder über Marie Elise Bachmann, letzte Schlossherrin in Frauenfeld, die das Schloss und mehr als 800 Objekte dem Kanton mit der Auflage vermachte, darin ein historisches Museum zu errichten – um nur zwei Beispiele aus dem Umfeld der Museen Thurgau zu erwähnen. Aber es gibt noch viele spannende Biografien zu entdecken und packende Wikipedia-Beiträge zu schreiben!