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Hören, sehen, verstehen

Bereits in den 70er-Jahren wurden im Naturmuseum Thurgau Filme zur Vermittlung von Inhalten benutzt. Inzwischen sind audiovisuelle Elemente längst Alltag in den Thurgauer Museen geworden. Es gilt aber, sie ganz bewusst einzusetzen. Wir haben mit Hannes Geisser, Direktor des Naturmuseums Thurgau während Filmaufnahmen im Napoleonmuseum Arenenberg gesprochen.

Seit dem Beginn seiner Tätigkeit am Naturmuseum Thurgau arbeitet Hannes Geisser mit Film und Ton in Ausstellungen. Früher allerdings war das Produzieren, vor allem von Filmsequenzen viel aufwendiger. Stellte sich in den 90er-Jahren eher die Frage, ob der Aufwand lohnt, so ist man heute freier in der Wahl der Mittel, wie man Wissen vermitteln will. Jedoch sind auch die Ansprüche an die Qualität gestiegen. Wird heute im Museum mit audiovisuellen Inhalten gearbeitet, so müssen diese Fernseh- oder Hörspielqualität erreichen.

Der Einsatz solcher Mittel muss für Geisser einen klaren Mehrwert bieten, den Inhalt erleb- oder erfassbarer machen. Jeder Bildschirm, jeder Kopfhörer kann ablenken von den Objekten. Ein solcher Mehrwert entsteht dann, wenn komplexe Zusammenhänge besser vermittelt oder Informationen direkter kommuniziert werden können. «Bei uns im Naturmuseum Thurgau sind das klassische Beispiel für eine solche Anwendung Tierstimmen. Wichtig ist uns, dass audiovisuelle Elemente nicht nur als spielerisches Element benutzt werden. Knöpfchendrücken als Erlebnisfaktor alleine kann nicht das Ziel sein. Wir setzen audiovisuelle Elemente vor allem dazu ein, um die Infodichte erhöhen zu können.»

Ton wie Film werden so oft eher unterstützend verwendet. Bei den Tierstimmen sieht man den Vogel und kann den passenden Gesang dazu hören. «Ein anderes Beispiel ist die Kulturgeschichte des Seebachtals, die wir aufzeigen wollten. Dank einer Animation können wir darstellen, wie sich die Landschaft von der Eiszeit bis ins 20. Jahrhundert entwickelt hat.»

Sehr eindrücklich war es auch, als man während der Katzenausstellung dank Kamera eine Katze beim Jagen begleiten oder in Slow Motion miterleben konnte, wie sich eine Katze im Fallen dreht, um sicher auf allen vieren zu landen.


Dominik Gügel vermittelt Einblicke ins 19. Jahrhundert.

Wertvolle Einblicke in kurzer Zeit
Die Aufnahmen im Napoleonmuseum Arenenberg zeigen eine weitere Möglichkeit auf, mit Film sinnvoll umzugehen. Dominik Gügel, der Direktor des Museums, ist ein Experte für die Kulturgeschichte im Bodenseeraum des 19. Jahrhunderts. «Im Film, den wir produzieren liessen, vermittelt Dominik in kurzer Zeit wertvolle Einblicke in die Bedeutung der Jagd zu dieser Zeit. Der Film wird vom 29. April 2023 bis zum 10. März 2024 in unserer Kabinettausstellung ‹Royales Halali – Jagd als fürstliches Vergnügen› einem Interview mit einem Experten für die Jagd von heute gegenübergestellt. War damals die Jagd ein gesellschaftliches Vergnügen und wichtig zur Nahrungsbeschaffung, so ist sie heute ein Instrument zur gezielten Regulierung von Wildtierbeständen.»

Führungen zu jeder Zeit
Neben audiovisuellen Elementen in der Ausstellung selbst sind auch die Audioguides zu erwähnen, welche in vielen Museen zum Einsatz kommen. Im Naturmuseum gibt es einen Liederrundgang, einen Kinderpodcast und einen Hörspielrundgang, in dem Charles Darwin persönlich seine Evolutionstheorie erklärt. Auf der Website naturmuseum.tg.ch kann man «Das Museum vom Sofa aus» besuchen und diese und weitere Film- und Audioangebote nutzen.

Auch im Kunstmuseum Thurgau und im Ittinger Museum erhalten Besucherinnen und Besucher dank eines portablen Geräts umfassende Zusatzinformationen, sowohl in den beiden Museen als auch im gesamten Aussenraum der Kartause Ittingen. Das akustische Highlight ist sicherlich das von der international renommierten Künstlerin Janet Cardiff speziell für den Ort geschaffene Audiokunstwerk «Ittingen Walk». Begleitet von der Stimme der Künstlerin führt der Spaziergang durchs Kloster und löst persönliche Bilder und Gedanken aus.

Das Museum für Archäologie Thurgau zeigt Filme über Taucharchäologie und Ausgrabungen in Pfyn, lässt antike Panflötenklänge ertönen und bietet Hörstationen zum Thema Tod in der Dauerausstellung «Anderswelten». Der Fokus des Museums liegt aber auf den einmaligen originalen Artefakten. Die digitalen, audiovisuellen Elemente sollen unterstützend, nicht dominierend eingesetzt werden.

Jedes Museum geht seinen eigenen Weg im Umgang mit audiovisuellen Elementen. Aber alle setzen sie ein und machen das Erlebnis Museum so greifbarer und Informationen zugänglicher.