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Ein Garten erzählt Geschichte(n)

Im Mittelpunkt des grenzüberschreitenden Projekts «Grüne Fürsten am Bodensee» stehen Parkanlagen, die im Auftrag von Persönlichkeiten wie Napoleon III. und Fürst Esterhàzy auf dem Arenenberg und der Insel Mainau entstanden sind. In Ittingen liess kein Fürst oder angehender Kaiser prachtvolle Gartenlandschaften anlegen, die Entwicklung der Gartenanlage im ehemaligen Kloster macht aber sichtbar, wie sich ein Garten über die Jahrhunderte weiterentwickeln kann. Wir haben mit dem Garten- und Landschaftsarchitekten Martin Klauser gesprochen, der über viele Jahre an der Gestaltung der Gärten mitgearbeitet hat.

Martin Klauser freut sich immer, in die Kartause zurückzukehren. Über 30 Jahre lang war er daran beteiligt, die Gärten des ehemaligen Klosters zu gestalten. Ein Generationenprojekt auch für ihn persönlich. Denn sein Vater, ebenfalls Landschaftsarchitekt, arbeitete ebenfalls mit an der Gestaltung der Gartenräume. «Bei so einem Projekt gibt es viele Faktoren zu berücksichtigen. Natürlich ist es ein historischer Garten, den man bewahren muss. Aber bei der lebhaften Geschichte ist es auch wichtig aufzuzeigen, wie sich der Garten über die Jahrhunderte gewandelt hat.»

Als die Stiftung die Kartause 1977 übernahm, war es von Anfang an ein erklärtes Ziel, die Anlage in ihrem historischen Bestand zu erhalten und als weitgehend eigenwirtschaftliches Kulturzentrum zu betreiben. Dazu gehörte auch die Nutzung der Freiräume, nicht nur die der Gebäude. Und wie bei diesen galt es abzuwägen, was erhaltenswert ist, welche Teile wiederhergestellt und was belassen werden sollte.

Ursprünglich wurde der Raum zwischen den Klostergebäuden und der Mühle als Gemüsegarten genutzt. Im Lauf der Zeit wurde dieser immer mehr auch einer geometrischen Gestaltung unterworfen, was sich auf Darstellungen der Kartause gut verfolgen lässt. Von den barocken Formen waren 1977 nur noch Relikte vorhanden, etwa ein schön geschwungenes, rundes Brunnenbecken. «Als ich damals den Barockgarten gestalten durfte, wollte ich gleich als Erstes die Treppe vom Weg zum Garten und die Treppe vom Weg zum oben liegenden Garten des Priors angleichen. Da war offenbar ein Fehler passiert, die beiden Treppen waren nicht symmetrisch», erinnert sich Martin Klauser schmunzelnd. «Natürlich war das aber kein Planungsfehler, die Treppen stammten einfach aus ganz verschiedenen Epochen und so haben wir die ursprüngliche Situation als Dokument der Gartenentwicklung so belassen.» Damals boten auch die «Rosenfreunde Winterthur» an, den Garten mit seltenen Rosensorten zu bestücken. Heute gibt es in Ittingen die grösste Sammlung historischer Rosensorten der Schweiz.

Bei der Planung der Gartenanlage in den 1970er-Jahren stützten sich die Spezialisten nicht nur auf historische Quellen, sondern befragten auch Priore von aktiven Klöstern, wie sie ihre Gärten organisierten. Gleichzeitig mussten aktuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden. So verzichtete man bei den Gärten der Mönchsklausen auf die Rekonstruktion der hohen Mauern, die diese ursprünglich umgeben hatten. Diese hätten für eine sinnvolle Nutzung, zum Beispiel als Kräutergaren, zu wenig Sonne eingelassen. «Mein Vater hat stattdessen geometrisch geschnittene Hecken gepflanzt, welche die Mauern visuell nachzeichnen.» Ein weiteres Beispiel: Als Rollkoffer aufkamen, musste der Kies auf dem Klosterplatz stellenweise durch einen Hartbelag ersetzt werden. Die Koffer wären sonst stecken geblieben. Auch das Feuchtbiotop vor dem neu erstellten Hoteltrakt musste wieder aufgehoben werden – die Gäste konnten wegen des lauten Froschquakens nicht schlafen.


Martin Klauser vor dem Gartenlabyrinth, das er gestaltet hat

Ein besonderes Highlight ist für Martin Klauser das Gartenlabyrinth, welches er für das tecum, das Bildungszentrum der evangelischen Landeskirche, planen durfte. «Damals habe ich gelernt, dass ein Labyrinth kein Irrgarten ist. Vom ersten Schritt an ist klar, wohin der Weg führt. Aber man muss den ganzen Weg zu Ende gehen. Vielleicht ist das ja auch so bei der Planung dieser Anlage, an der ich so viele Jahre mitwirken durfte.»

Mehr über die Geschichte der Gärten in der Kartause Ittingen und ihre Entwicklung ist aktuell in der Ausstellung «Gärten der Kartause – Zum Nutzen und zur Freude» im Ittinger Museum zu erfahren.

 

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