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Florian Hürlimann registriert und bewahrt

Erst seit September 2023 ist Florian Hürlimann Registrar am Kunstmuseum Thurgau und am Ittinger Museum. Wir haben mit ihm über seine vielfältigen Aufgaben gesprochen.


Florian Hürlimann in einem der klimatisierten Sammlungsdepots.

Herr Hürlimann, was macht ein Registrar?
«Oh, gleich zum Punkt gekommen (schmunzelt). Die wichtigste Aufgabe des Registrars im Kunstmuseum Thurgau ist es, eine sichere und fachgerechte Lagerung der Sammlungsbestände zu gewährleisten. Zu diesem Zweck haben wir im Untergeschoss des Kunstmuseums und in einem Aussenlager Räumlichkeiten eingerichtet, in denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit reguliert sind. Auch sind die Werke hier gut vor Sonneneinstrahlung geschützt. Bei mehr als 32'000 Objekten in unserer Sammlung ist es ausserdem eine tägliche Herausforderung, unsere Schätze so zu dokumentieren, dass man sie stets wiederfindet. Jedes einzelne Stück erhält eine individuelle Nummer und wird am in der Datenbank bezeichneten Ort gelagert.»

Aber das sind wohl nicht die einzigen Angaben, die Sie erfassen?
«Oh nein, natürlich nicht. Es werden eine Menge Dinge in unserer Datenbank berücksichtigt: Titel des Werks, Name der Künstlerin oder des Künstlers, Grösse, Material, Technik, Datierung, ob es eine Signatur hat oder nicht, der Wert, der Zustand und vieles mehr. Ich schiesse auch die Fotos für die Datenbank und lade sie hoch. Daneben erfassen wir die Ausstellungshistorie und Literaturhinweise, also ob das Bild in einer Publikation erwähnt oder abgebildet ist. Diese Informationen trage ich sowohl für das Kunstmuseum Thurgau als auch für das Ittinger Museum zusammen. Beim Ittinger Museum werden alle mobilen Gegenstände erfasst, also Statuen, Gemälde, Möbelstücke, Kultgegenstände und so weiter. Zu den allermeisten Thurgauer Kunstschaffenden führen wir auch ein Dossier. Ausstellungseinladungen, Lebensläufe, Fotos, Briefe, Zeitungsartikel oder Portfolios legen wir in säurefreien Schachteln ab. Zusätzlich betreue ich die Bibliothek der beiden Museen …»


Jedes Werk erhält eine Inventarnummer.

Tönt nach einer Menge Arbeit.
«Ja, langweilig wird es mir nicht. Pro Kunstwerk benötige ich im Schnitt eine Stunde für die Inventarisation. Es ist eine wichtige Arbeit, Museen sind das kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft. Und das Register – unsere Datenbank – ist das Gedächtnis des Gedächtnisses. Neben dem Datenbankeintrag lege ich bei den Neuzugängen auch die Rechnungsquittungen, Schenkungs- oder Legatsverträge im Archiv ab. Im Ittinger Museum befinden sich zahlreiche Leihgaben vom Historischen Museum Thurgau, von verschiedenen Kirchgemeinden oder anderen Museen. Der Zustand dieser Leihgaben wird regelmässig beobachtet und protokolliert.»

Sie sind auch Ansprechpartner für Recherchen?
«Forschende, aber auch Museen oder Auktionshäuser richten Anfragen an das Kunstmuseum Thurgau. Meine Kolleginnen und ich versuchen, sie bei ihrem Anliegen zu unterstützen. Die Informationen erhalten sie in der Regel kostenlos. Umgekehrt sind wir ja auch froh, von ihren Recherchen zu profitieren.»

Das ist aber noch immer nicht alles, nicht wahr?
(lacht) «Nein, ich bin als Experte im Kulturgüterschutz aktiv, nehme regelmässig an Schulungen teil, zuletzt beispielsweise zum Thema Brand und Russ an Sammlungsobjekten. Ausserdem bin ich zuständig für Ausleihen an andere Museen. Diese müssen einen fachgerechten Transport sicherstellen und unsere Werke durch sie versichert werden. Wie bei einer Wohnungsübergabe erstelle ich ein Zustandsprotokoll vor und nach der Ausleihe. Vor Kurzem sind beispielsweise ein paar Werke von Adolf Dietrich aus Chemnitz und Hannover zurückgekehrt.»


Der Nachlass von Adolf Dietrich (im Besitz der Thurgauischen Kunstgesellschaft) wird in Ittingen aufbewahrt.

Auch die Angestellten des Kantons können Bilder beim Kunstmuseum Thurgau ausleihen?
«Ja, Regierungsräte und -rätinnen, Amtsstellen und Kantonsmitarbeitende können sich für ihre Büros Bilder aus unserem Aussenlager aussuchen. Allerdings mit Einschränkungen. Sehr kostbare Werke können wir nicht in schlecht gesicherte oder gar ungesicherte Räume hängen. Und es gibt viele Werke, die einfach zu fragil sind. Hinterglasmalereien zum Beispiel – oder Zeichnungen und Papierarbeiten, die wegen der Lichteinstrahlung vergilben. Auch Fotografien sind problematisch. Wir freuen uns aber grundsätzlich sehr über jede Anfrage. Kunst sollte sichtbar sein, nicht im Depot bei mir.» (schmunzelt)