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Fischerei in der Jungsteinzeit

Die Pfahlbauer lebten nicht der schönen Aussicht wegen am Seeufer. Neben der guten Verkehrsanbindung waren es vor allem die unerschöpflichen Fischgründe, die sie anzogen. Schon vor mehr als 5’000 Jahren kannten sie alle noch heute geläufigen Fangmethoden.


Netzsenker mit Kerben, um das Netz zu befestigen

In der Jungsteinzeit bewegte man sich am schnellsten mit einem Einbaum auf dem Wasser fort und die Gewässer stellten wichtige Handelsrouten dar. Waren die Gesellschaften der Alt- und Mittelsteinzeit noch umherziehende Sammler und Jäger, so waren die Menschen der Jungsteinzeit sesshaft und kannten viel Methoden der Nahrungsbeschaffung. Auch sie sammelten noch Beeren oder jagten Wildtiere, betrieben aber auch Ackerbau und hielten Nutzvieh. Und sie fischte. Zahlreiche Funde im Kanton Thurgau belegen, dass die Menschen alle möglichen Arten von Fischen fingen. Die beliebtesten Speisefische der Pfahlbauer waren dieselben wie heute: Egli und Felchen.

Das ist umso erstaunlicher, als dass Felchen weit draussen auf dem See vorkommen. Das heisst, unsere Vorfahren kannten bereits Stell- und Schleppnetze – was sich durch Funde belegen lässt. So wurden viele Hundert Netzsenker gefunden, welche die untere Kante der Netze beschweren. Man verwendete damals flache Steine, in die Kerben eingelassen waren, an denen man die Netze befestigte. Jagen konnte man die Felchen aber nur in den Wintermonaten mit Schleppnetzen vom Boot aus, wenn sie aus den Tiefen des Sees heraufkamen zum Laichen.

Die prähistorischen Fischer angelten auch. Die Haken, welche sie verwendeten, wurden aus den Hauern von Wildschweinen gefertigt. Auch harpunierten sie grosse Fische wie Hechte und Wels. Für die Harpunen verwendeten sie Teile von Hirschgeweihen mit leicht versetzen Widerhaken. Wahrscheinlich waren diese genau wie die Harpunen der späteren Walfänger mit einem Holzschaft und einer kurzen Fangleine versehen. Selbst Reusen kannte man in der Jungsteinzeit – in Steckborn wurde bei Tauchgrabungen das Fragment einer Reuse aus Haselruten und Waldreben gefunden. Inklusive trichterförmiger Eingang, wie man ihn noch heute benutzt.


Aus Hirschgeweihen wurden Harpunen mit Widerhaken geschnitzt

Die Menschen kochten die Fische vorwiegend in Töpfen. Ob es sich dabei vor allem um Eintopfgerichte oder Fischsuppe gehandelt hat, ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Mit Sicherheit wurde der Fisch auch auf dem Feuer gebraten. Inwieweit Fische auch konserviert wurden, ist unklar. Als Methoden kämen Räuchern, Trocknen und Anbraten in Frage. Salz war zu selten und kostbar, als dass man grössere Mengen davon zum Pökeln von Fisch oder Fleisch benutzt hätte. Was man aber mit Sicherheit sagen kann: die Pfahlbauer assen den Fisch auch roh – oder zumindest halbroh. Denn im Stuhl der damaligen Menschen lassen sich Eier von Fisch-Bandwürmern nachweisen, welche nur durch Verzehr von verdorbenem Fisch in den Körper gelangt sein können. Möglicherweise waren die Menschen in der Jungsteinzeit also Sashimi-Liebhaber.

 

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